Die Hoffnung

2023-04-13T16:24:35+00:00 13 April, 2023|2023, Red Sea, Sudan|

Das Kamel schaut bedächtig kauend zu mir rüber. Steht gleich neben dieser kleinen, halb verfallenen Wand mit einem liebevoll aus Sandstein gemauerten Rundbogen. Ein kleiner, rostiger Haken hängt mittig nach unten, unklar wofür. Eine Tür ins Nichts. Doch goldig und einladend glänzt sie in der rötlichen Abendsonne. Ein unbedachter Trott des Wüstentiers, und schon würde die Himmelspforte zu Boden donnern. Doch zum Glück rülpst das Kamel nun genussvoll und macht zwei Schritte auf die andere Seite. Da scheint der mägerliche grüne Busch vielversprechender zu sein.

Viel steht nicht mehr von der alten Stadt von Suakin. Zwei kleine Moscheen. Ein noch jungfräulich weisses Hotel. Welches hofft, endlich eingeweiht zu werden, bevor es wieder zerfällt. Der Rest sind vorwiegend chaotische Anhäufungen von Trümmern. Auch wenn da noch eine wackelige Wand auszumachen ist, dort eine fragil balancierende Hausecke sich zum Himmel emporreckt. Ein Hund, der verzweifelt bellt. Da hockt ein steinalter Mann in der unbarmherzig brennenden Sonne, in einer langen weissen, bis zum Boden reichenden Tunika gekleidet. Bietet auf einem wackeligen Brett den Touristen Muscheln feil. Doch von denen hat’s keine, ausser wir beide.

Hoffnungsvoll schreiten wir über die Brücke auf die andere seit der Stadt. Kamele finden sich hier nicht mehr. Dafür trottet ein Esel an uns vorbei. Vorgespannt an einem einfachen Karren, der einen kleinen, runden Wassertank transportiert. Wohl für die Leute welche hier leben. Schnell kommen wir mit ihnen ins Gespräch. Manchmal jedoch nur kurz, können wir leider kein arabisch. Geschweige denn eine jener unzähligen lokalen sudanesische Sprachen. Aber die herzliche Freude in ihren Gesichtern, ihre Bitte von ihnen Fotos zu machen damit wir ein Stück ihre Kultur zu uns nach Hause tragen, überwindet alle Schranken.

Nun erreichen wir eine Zone, wo auf wackeligen Ständen und von ambulanten Verkäufern eine bescheidene Auswahl von Tomaten, Kartoffeln, Bananen, Zwiebeln und Datteln angeboten wird. Unzählige Anbieter und wenige Varietät in diesem Wüstenland. Da steigt mir der Duft von frisch gebackenen arabisches Fladen – Brot in die Nase. Dort wiederum wird in grossen flachen Schalen buntes Gewürz und Getreide feilgeboten.

Doch die Stadt als solche präsentiert sich fast gleich wie Old Suakin. Trümmerhaufen von Steinen, bloss wurden sie hier zum Wohnen hergerichtet. Die absolute Armut, das Überleben mit dem Nichts. Ein paar wenige Solarpanels, nur vereinzelt noch eine Stromleitung. Abends liegt fast alles Dunkeln. Man lebt den Moment, sagt uns Mohamed, der uns nach dem Einkauf im Tuck Tuck zur gleich zwischen den beide „Städten“ liegenden Ankerbucht zurückfährt. Die Zukunft ist unvorhersehbar, morgen kann alles wieder anders sein. Vielleicht werde ich krank, stirbt meine Mutter oder mein Sohn hat einen Unfall. Allah wird es wissen. Doch heute geht es mir gut, also was soll ich mir da Sorgen machen, my brother? – und schaut mir von ganzem Herzen in meine Augen.

Suakin, Sudan, März 2023

 

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3 Comments

  1. Thor cinco Freitag, der 14. April 2023 um 08:50 Uhr - Antworten

    “Vives el momento” Que paradoja, en estos lugares donde no poseen bienes materiales, son mucho más sabios que nosotros. Tenemos mucho que observar y que aprender. Gracias por compartirlo Hans. Un gran abrazo.

  2. Wehrli Regula Samstag, der 15. April 2023 um 12:11 Uhr - Antworten

    Maasslama ya Hans
    Kaif haluki? Tamalt safar gamila gadid.
    Allah chalik

    Rägle
    ….. wäre Arabisch lateinisch geschrieben

    • Hans Sonntag, der 16. April 2023 um 14:59 Uhr - Antworten

      عزيزي ابن عم المفضل. شكرا جزيلا لتعليقك الجميل. لقد فهمت كل شيء بالطبع ما عدا ذلك الذي برقبة. بإخلاص

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