slow down

2018-03-15T17:14:41+00:00 12 September, 2015|2015, French Polynesia, Tuamotus|

Schon die Namen der Atolle verbreiten nichts als Erotik. Tahanea, Rarioa, Toau, Kauhei. Der unbefleckte Garten Edens, des Seglers Paradies. (an Leser K-G.R.: Ja, hier werden Träume war!)

Doch Segeln in den Tuamotus ist anders.

Es beginnt beim Ankern. Der Grund ist gespickt mit Korallen. Die meterhohen wunderschönen Unterwasser – Skulpturen werden umtummelt von Fischen in allen Farben. Ab und zu zeigt sich auch ein eleganter, kleiner Schwarzpunkthai. Ein Traum zum Schnorcheln, ein Albtraum zum Ankern. So wickelt sich die Kette mit Sicherheit um die Korallenköpfe. Hat man Pech kriegt man den Anker kaum mehr rauf (die Tuamotus, ein Anker – Friedhof). Deshalb verwenden wir nun eine andere Technik. Alle 10 Meter befestigen wir eine kleine Boje an die Ankerkette, welche diese elegant über den Korallen schwimmen lässt. So bleibt die Flora der Atolle intakt und wir kriegen den Anker meist problemlos wieder frei.

Die lange Brandung des Pazifiks bricht sich an den Ringatollen, welche so im Innern wunderbar ruhige Ankerplätze vor paradiesisch schönen Palmeninseln offerieren. Gerne fahren wir auch mal durch die Lagune auf die gegenüberliegende Seite. Sei es, weil in den doch mehrere Meilen grossen Atollen nach einem Winddreher die Leeseite des Riffs die ruhigen Ankerplätze offerieren, oder weil es dort speziell schöne Tauchplätze gibt. Die Lagunen sind jedoch mit patatas durchsetzt, bis an die Oberfläche gelangende grosse Korallenköpfe. Diese sind nur spärlich in den Seekarten verzeichnet. So fahren wir stets mit Ausguck durch die Lagunen. Einer von uns steht im Bug oder wie zu Kolumbus Zeiten oben im Mast, und dirigiert so den Kurs des Bootes. Mit der Sonne von oben oder von hinten sieht man alle Hindernisse gestochen scharf. Immer schön im tiefblauen Wasser bleiben! Eyeball – Navigation, besser als alle moderne Elektronik. Bei schlechtem Wetter, Gegenlicht oder gar Nachts wirds sehr gefährlich. Also fahren wir bloss wenn die Sonne dort steht wo sie sein soll.

Die Riffeinfahrten sind besonders kniffelig. Dann sind unsere Nerven auf Hochspannung. Dazu brauchen wir slack time, das Stillwasser (wenn die Tide von Flut zu Ebbe kippt, oder umgekehrt). Nur dann hat es keine Strömung. Verpasst man die richtigen Zeitpunkt hat man schnelle mal 8 Knoten Strömung. Bei Ebbe hinaus, bei Flut hinein. Dazu gesellen sich oft hohe stehende Strömungswellen. Etwa alle 6 ¼ Stunden ist slack time, also geht’s nur dann rein und wieder raus. Je nachdem wie der Mond gerade steht, ist dies manchmal bloss ein mal mit gutem Tageslicht. Und Nachts durch die engen, mit scharfen Korallenbänken begrenzten Einfahrten hinein- oder hinauszufahren mögen wir nicht.

Fahren wir von Atoll zu Atoll, wird der Zeitplan also arg begrenzt. Wir können nur zu bestimmten Zeiten raus, und zu anderen Zeiten wieder rein. Gewisse Atolle haben gar keine Riffpassagen, stehen also für uns sinnlos bloss im Wege. Oft fahren wir so notgedrungen Nachts durch die mit Atollen gespickte Seegegend. Cook nannte sie die „gefährlichen“, Darwin die „niedrigen“ Inseln. Oft ist es uns schon unwohl, wenn wir so halb blind in der Dunkelheit zwischen zwei nur wenige Meilen entfernten, unsichtbaren Atolle hindurchsegeln. Der GPS macht’s möglich, doch wenn der mal aussteigt? Zudem: 46 Seemeilen in 20 Stunden zu segeln, wie beispielsweise von Makemo nach Taheana, ist gar nicht so einfach. War ich nicht mal Regattasegler? Bei flauem Wind fahren wir mit 3 m2 Segelfläche dahin. Selbst die KON TIKI war fast noch schneller. Mehr ein Dahintreiben als Segeln.

Schwierig ist dies alles nicht. Bloss anders, neu und ungewohnt. Segeln wird in den Tuamotus zur Kunst der Langsamkeit.

 

 

4 Comments

  1. leon costilla Samstag, der 12. September 2015 um 23:39 Uhr - Antworten

    me gusta dar tiempo al tiempo para navegar seguro,buenísima táctica ,claro menos cuando seos hace de noche,de todas maneras no me dais pena,os sigo envidiando,un fuerte abrazo

  2. Christian Sonntag, der 13. September 2015 um 16:37 Uhr - Antworten

    Cooler blog, Juanito, gratuliere and go hard for your personal slowdown.
    Grüsse aus dem hikin‘ and biking and golfing Bündnerland on the way to Vicenza.
    Love and big hug
    chrygr

  3. Christian Sonntag, der 13. September 2015 um 16:37 Uhr - Antworten

    Cooler blog, Juanito, gratuliere and go hard for your personal slowdown.
    Grüsse aus dem hikin‘ and biking and golfing Bündnerland on the way to Vicenza.
    Love and big hug
    chrygr

  4. P&M Scherbaum Mittwoch, der 16. September 2015 um 00:46 Uhr - Antworten

    Wunderschön hast du lieber Hans,deine, eure Empfindungen in den Tuamutos beschrieben! Oh ja, wir haben Fernweh, besonders, wenn wir Deine Berichte lesen. Heute sind wir wieder in Taiohae gelandet. Mit einem Schweizer Ehepaar, SY Red Harlekin, (natürlich ganz nette Leute) verbrachten wir wieder eine schöne Zeit in der Anaho Bay. Endlich haben wir den Farmer Moana besucht, es war ein Erlebnis aber das kennt ihr ja! Peter hat viel geschafft( Motorinspektion u.v.m). Jetzt wollen wir uns wieder intensiv um unser Paket bemühen, wir sind gespannt, wann das mal hier ankommt!? Euch weiter wunderschöne Erlebnisse und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel das wünschen Euch von Herzen eure
    Seatimer Peter und Margarete

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